Flachdichtungen fachgerecht montieren

Kriterien für die Fachdichtungsmontage (Bild: VTH)

29.01.2019 Flachdichtungen fachgerecht montieren

Der große Vorteil von Flanschverbindungen, zwei Bauteile absolut dicht, aber wieder lösbar zu verbinden, birgt einige Tücken: VTH-Umfragen nach ist in 90% der Fälle eine fehlerhafte oder unzureichende Montage der Flachdichtungen der Grund für Probleme mit Flanschdichtungen. Der VTH hat zusammengestellt, worauf geachtet werden sollte.

Eine fachgerechte Montage ist entscheidend für die Funktion einer Dichtung, da sie die Lebensdauer, Standfestigkeit und Leckagerate einer Dichtung maßgeblich beeinflusst. In der Theorie ist der Einbau einer Flachdichtung relativ einfach:

  1. Auswahl der passenden Komponenten (z.B. Flanschform, Dichtungsmaterial, Schrauben bzw. Bolzen, Muttern, Unterlegscheiben) in Abhängigkeit der Anwendung und Betriebsbedingungen (Druck, Temperatur, Medium usw.)
  2. Reinigen und Prüfen aller Komponenten (Schrauben, Muttern, Dichtungen usw. nicht mehrfach verwenden)
  3. Schmieren der Schrauben und Muttern
  4. Flansche parallel ausrichten
  5. Einlegen der Dichtung (keine zusätzlichen Dichthilfsmittel verwenden)
  6. Verschraubung durch Anziehen der Muttern (stets kreuzweise in mehreren Durchgängen und mit Drehmomentschlüssel bis zur erforderlichen Flächenpressung)

Je nach Einsatzort, Materialbeschaffenheit und Form der Dichtungen sind Abweichungen vom Grundschema möglich, deshalb sollten stets die Montagevorschriften des Herstellers beachtet werden. Auch hochwertiges Material erfüllt seine Funktionen nur bei ordnungsgemäßer Montage und Wartung. Schrauben und Dichtungen dürfen stets nur einmal verwendet werden, da die Sicherheit der Anlage und somit die Gesundheit der vor Ort Arbeitenden sonst gefährdet sind. Der Preis einer hochwertigen Dichtung ist im Vergleich zu den Kosten einer Betriebsunterbrechung und im Hinblick auf Sicherheitsaspekte unbedeutend.

Wichtige Einflussgrößen für die Wahl der richtigen Dichtung sind u.a. das Medium, das durch die Leitung befördert wird, die Temperatur, der Druck sowie Flansch, Schraube und Prozessführung. All diese Aspekte kann der Technische Händler aufgrund seines Fachwissens und seiner Erfahrung im Vorfeld berücksichtigen. Nach der Wahl der richtigen Dichtung für das passende Produkt folgt die Montage. Sie ist der elementare Faktor, der für ein ordnungsgemäßes Funktionieren der Dichtung sorgt. Falsch montierte Flanschverbindungen sorgen für die meisten Probleme, dabei ist stets eine Systembetrachtung des gesamten Dichtsystems durchzuführen:

Faktor Schrauben

Verbindungselemente, die unzureichend angezogen sind, verursachen laut den Dichtungsexperten die meisten Ausfälle von Dichtungen. Ursachen sind falscher Einbau, Versagen der Verbindungselemente, Selbstlösung der Schraubelemente und Ermüden bzw. zeitabhängige Relaxation.

Verbindungselemente, die zu fest angezogen sind, können zum Versagen der Dichtstelle führen, weil die übermäßige Kraftausübung dafür sorgt, dass die Dichtungsstruktur zerstört wird, Spannungskorrosion gefördert wird oder erhöhte Materialermüdung eintritt. Eine gründliche Einweisung der Mitarbeiter ist daher unerlässlich.

Ein Versagen der Verbindungselemente tritt immer dann auf, wenn die angewendete Kraft die Belastbarkeit der Schraube übersteigt. Typische Gründe sind Schrauben, die nicht den Konstruktionsspezifikationen entsprechen (Bruch während des Zusammenbaus oder bei erhöhter Temperatur), Überbeanspruchung während der Montage, Korrosion, Spannungsrisskorrosion oder Ermüdung.

Faktor Dichtung

Flachdichtungen können aus mehreren Gründen zum Versagen der Dichtstelle führen. Besonders häufig ist die Auswahl eines falschen Dichtungsmaterials für die vorliegenden Anwendungsbedingungen. Bei Weichstoffdichtungen kommt es bei falsch gewählter Dichtungsdicke zu Problemen. Probleme entstehen auch durch das  Überschreiten der normalen Betriebsbedingungen (Temperatur, Medium, Druck etc.), durch Dichtungen, die entweder bei der Lagerung, der Handhabung oder der Installation beschädigt oder zerstört wurden, durch zeitabhängige Schädigung, die Wiederverwendung einer gebrauchten Dichtung sowie das Nachziehen von Verbindungselementen, obwohl die Dichtung bereits erhöhten Temperaturen ausgesetzt war.

Faktor Flansche

Flansche sind als Fehlerquelle eher selten. Allerdings führen beschädigte oder verschmutzte Flanschoberflächen, deformierte Flansche, nicht parallele Flanschflächen, seitlicher Flanschversatz und Korrosion immer wieder zu Problemen und sind deshalb auszuschließen.

Weiterhin ist vor der Montage darauf zu achten, dass die zu verbindenden Rohrleitungen möglichst spannungsfrei verlegt sind. Korrosion, Spannungsrisskorrosion, Materialermüdung und das Selbstlösen sind immer zu berücksichtigen. In Abhängigkeit von den Belastungen, denen die Dichtstelle ausgesetzt ist, muss eine regelmäßige und gründliche Wartung selbstverständlich sein. Der Technische Handel ist sowohl bei der Materialauswahl wie auch beim Erstellen der Wartungspläne behilflich. Auf diese Art werden Kosten, die durch defekte Dichtungen entstehen können (verringerter Anlagenwirkungsgrad, Ausfall- und Reparaturkosten ((Arbeitsaufwand und Materialkosten)), Energieverschwendung, Beseitigung von Umweltschäden, Folgekosten von Arbeitsunfällen und viele weitere) vermieden.

Lösungspartner

www.vth-verband.de
www.vth-verband.de

 

Zielgruppen

Einkauf, Konstruktion & Entwicklung, Qualitätssicherung, Instandhaltung