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Richtig kleben will gelernt sein – Teil 9

Was von der Idee bis hin zum Produkt zu berücksichtigen ist (Bild: Fraunhofer IFAM)

05.03.2021 Richtig kleben will gelernt sein – Teil 9

Fachgerechte Ausführung einer Klebung

von Professor Dr. Andreas Groß (Fraunhofer IFAM)

Kleben funktioniert, wenn man es richtig macht. Und „richtig machen“ bedeutet, alle relevanten Aspekte ganzheitlich zu berücksichtigen. Der Gliederung des Leitfadens „Kleben – aber richtig“ des IVK e.V. folgend, wird jeweils ein Aspekt der Klebtechnik (Bild 1) in den Mittelpunkt gestellt und unter drei Schwerpunkten beleuchtet – diesmal die „Fachgerechte Ausführung einer Klebung“. 

Die fachgerechte Ausführung der jeweiligen Klebung in allen Arbeitsschritten entscheidet über die Qualität der Klebung und damit über die Langzeitbeständigkeit eines geklebten Produkts und so letztlich auch über das Image der Technologie. 

Welche Probleme entstehen in der Praxis, wenn die Ausführung einer Klebung nicht fachgerecht erfolgt?

Direkt auf die Klebung, d.h. auf das geklebte Produkt bezogen kann es zu Festigkeitsverlusten kommen. Oder die im Anforderungsprofil definierte Langzeitbeständigkeit der Klebung(en) wird möglicherweise nicht erreicht. Oder die gewünschte Reproduzierbarkeit der Klebungsqualität ist nicht gegeben. Die Adhäsion kann versagen und bei Metallklebungen kann Korrosion auftreten. Auf die Klebtechnik als Technologie bezogen, geht es aber noch weiter, denn die Technologie insgesamt unterliegt dann einem Imageverlust sowohl beim Klebstoffanwender als auch im allgemeinen Bewusstsein. Das gilt insbesondere für jene Klebstoffanwender, die  unbelastet durch jegliches notwendige Klebtechnikvorwissen, jedoch mit einem selbstempfundenen fundierten Kleberfahrungsschatz aus quasi mehreren Jahrhunderten ausgestattet, an die Ausführung einer Klebung herangehen – in der trügerischen Vorstellung: „Das kann ja wohl nicht so schwer sein, den „Kleber“ da drauf zu kriegen. Mache ich zu Hause auch immer so – Hauptsache, die Oberfläche sieht sauber aus.“ Wenn die Klebung dann versagt, haben sie ja ihrer Überzeugung zufolge alles richtig gemacht: Also: „Der „Kleber“ (gemeint ist hier der „Klebstoff“) hat Schuld!“. Dabei gilt nachweislich, dass – konservativ geschätzt –mindestens 90% aller Klebfehler keine Klebstofffehler, sondern Klebstoffanwendungsfehler sind.

Wie vermeidet der Anwender Probleme bei der fachgerechten Ausführung am besten?

Der Klebprozess muss unter Berücksichtigung der Betriebsbedingungen und der Anforderungen des Prozesses sinnvoll in den gesamten Produktionsprozess integriert werden und so vorbereitet sein, dass eine korrekte Klebverbindung gewährleistet ist. Die Fertigungsbereiche sind dabei auf die jeweils verwendeten Klebsysteme hinsichtlich Technik, Arbeitssicherheit und Umweltschutz abzustimmen. Dazu gehört auch die Sicherstellung der notwendigen Umgebungsbedingungen wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit usw. Nicht zu vergessen, dass Lagerbereiche für Fügeteile, Kleb- und Klebhilfsstoffe zur Verfügung stehen müssen, die eine anforderungsgerechte Lagerung erlauben. Es dürfen keine Kleb- oder Hilfsstoffe verwendet werden, die ihr Verfallsdatum überschritten haben und für die vom Klebstoffhersteller keine neue Prüfung zur Verlängerung ihrer Haltbarkeit durchgeführt wurde. Materialien und Klebstoffe, die für die Verklebung benötigt werden, sind für einen angemessenen Zeitraum unter Einhaltung der festgelegten Anforderungen zu konditionieren. Alle Materialien des Klebprozesses, inkl. der Fügeteile, müssen nachweislich den vereinbarten technischen Spezifikationen der Einkaufsanforderungen, die vom Experten vorzugeben sind, entsprechen und sind dafür mindestens einer Sichtprüfung zu unterziehen. Die Verfallsdaten aller Klebstoff-, Farb- und Grundiermaterialien sind zu überprüfen und aufzuzeichnen und Materialien, die den Anforderungen nicht entsprechen, sind auszusondern und in geeigneter Weise zu entsorgen, um zu verhindern, dass sie in das Fertigungssystem gelangen.

Über welches Know-how sollten die am Klebprozess Beteiligten hinsichtlich der fachgerechten Ausführung einer Klebung verfügen? 

Wie bereits mehrfach im Rahmen dieser Kolumne erwähnt: Kleben ist ein komplexer Prozess, der im Vergleich zu anderen Verbindungstechniken mehr qualitätsbeeinflussende Faktoren beinhaltet und demzufolge ganzheitlich betrachtet werden muss. Folglich braucht das Klebpersonal – analog zum Schweißpersonal beim Schweißen – eine umfassende klebtechnische Qualifikation. Jegliche prozessorganisatorischen oder sonstigen Maßnahmen erfüllen letztlich nur ihren Sinn, wenn das Personal nicht nur weiß, was zu tun ist, sondern auch wie etwas warum in den täglichen Arbeitskontext einzuordnen ist und in der Lage ist, dies selbständig auszuführen. 

Professor Dr. Andreas Groß,  Fraunhofer IFAM
„Das Personal steht beim Kleben im Mittelpunkt. Es kann Fehler aber nur erkennen, wenn es die Fehler kennt.“ Professor Dr. Andreas Groß, Fraunhofer IFAM

Lösungspartner

Fraunhofer IFAM
Fraunhofer IFAM

 

Zielgruppen

Einkauf, Instandhaltung, Konstruktion & Entwicklung, Produktion & Fertigung, Qualitätssicherung, Unternehmensleitung, Vertrieb