NMP-freier Hochleistungs-Gleitlack auf der Zielgeraden

Hochleistungs-Gleitlacke übernehmen viele Funktionen (Bild: APO GmbH Massenkleinteilbeschichtung)

08.09.2022 NMP-freier Hochleistungs-Gleitlack auf der Zielgeraden

Neue hochleistungsfähige Beschichtung ersetzt NMP-haltige Gleitlacke in der Dichtungstechnik

von Antonio Pozo (APO GmbH)

Leistungsstarke Gleitlacke sind mittlerweile Standard in der Dichtungstechnik. Sie reduzieren dauerhaft Reibkräfte und erleichtern die Montage von Dichtungen. Selbst im Fall von Wasserbasislacken enthalten sie jedoch Anteile organischer Lösemittel. Der aufgrund europäischer Vorgaben fällige Ersatz des bedenklichen N-Methyl Pyrrolidon (NMP) in Hochleistungs-Gleitlacken für Dichtungen gestaltet sich seit Jahren schwerer als gedacht. Eine neue Entwicklung verspricht endlich einen NMP-freien Gleitlack für höchste Ansprüche.

Schon seit Jahren verbessern hochwertige Beschichtungen die Eigenschaften von Dichtungen. Sie schützen vor Verschleiß, reduzieren Montagekräfte und ersetzen herkömmliche Schmierstoffe wie Fett oder Öl (Bild 1). Viele der eingesetzten Gleitlacke sind auf Wasserbasis – und entsprechend überrascht zeigten sich Anwendende im Jahr 2018, als sie von ihren Beschichtungsanbietern über den Austausch des Lösemittels N-Methyl Pyrrolidon (NMP) informiert wurden. Denn was wenige wissen, auch wasserbasierte Beschichtungssysteme enthalten organische Co-Lösemittel. Und das häufig in Gleitlacken enthaltene NMP gilt zwischenzeitlich als gesundheitsgefährdend. Es ist als CMR-Stoff eingestuft, d.h. es wirkt karzinogen, mutagen und reproduktionstoxisch. Mit Bekanntwerden der Beschränkungen aufgrund von REACH-Vorgaben startet ein Entwicklungsmarathon der Lackhersteller, doch leider bisher nicht mit dem gewünschten Erfolg. Zwar erhalten Anwendende seit dem Stichtag 9. Mai 2020 nur noch NMP-freie Beschichtungen. Diese Alternativen reichen allerdings bis heute nicht an die Leistungsfähigkeit und Einsatzbreite ihrer Vorgänger heran.

Weitere Infos zu NMP

N-Methyl Pyrrolidon, kurz NMP, ist eine chemische Verbindung. Wegen seiner thermischen Stabilität und hohen Polarität wird es oft als Lösungsmittel für Polymere wie beispielsweise Acrylat, Epoxide oder Polyurethane verwendet. Im Jahr 2009 wird NMP als reproduktionstoxisch eingestuft und kommt 2011 auf die Kandidatenliste für die Zulassung als besonders Besorgnis erregende Substanz der europäischen Chemikalienagentur (ECHA). Es kann schon bei einmaligem Kontakt Augen, Haut und Atemwege reizen, krebserregend wirken und das Kind im Mutterleib schädigen. In 2018 wird NMP in den REACh Anhang XVII übernommen und in seiner Verwendung beschränkt. Seit Mai 2020 darf es nur noch dann vermarktet und verwendet werden, wenn bestimmte Expositionsgrenzen sicher eingehalten werden. Sofern der Aufwand vertretbar ist, soll NMP wo möglich substituiert werden. Für Drahtbeschichtungsprozesse gilt eine Terminverlängerung bis Mai 2024.

Zur Entwicklung der Lacke auf Wasserbasis

Bereits Ende der 90er Jahre gibt die Europäische Richtlinie 1999/13/EG zur Begrenzung von Emissionen flüchtiger, organischer Verbindungen den Anstoß, in industriellen Anwendungen auf Wasserbasislacke umzustellen. Ziel dieser ersten und aller folgenden EU-Richtlinien ist es, Mensch und Umwelt vor schädlicher Luftverunreinigung zu schützen und dazu insbesondere die Verwendung organischer Lösemittel einzuschränken. Damit halten auch in der Dichtungstechnik wasserbasierte Beschichtungssysteme ihren Einzug. Doch selbst solche Beschichtungssysteme kommen nicht gänzlich ohne organische Lösemittel aus. Diese dienen unter anderem dazu, die Grundbestandteile wie Binder, Härter und Zuschlagstoffe einer Lackmischung zu homogenisieren. Bleibt der Gesamtanteil der organischen Lösemittel unterhalb bestimmter Grenzwerte, so gelten die Mischungen trotzdem als Wasserbasislack.

Lösungspartner

APO GmbH

Zielgruppen

Konstruktion & Entwicklung, Qualitätssicherung