Klebdichtstoffe in Struktur­verglasungen betriebssicher machen

Schematische Darstellung eines Schäl-Haftversuchs – links: (teilweises) Kohäsivversagen, rechts: Adhäsionsversagen (Bild: FRACTURE ANALYTICS)

31.10.2025 Klebdichtstoffe in Struktur­verglasungen betriebssicher machen

Neue Bewertungsmethode basierend auf multiparametrischer Bruchanalytik eröffnet neue Ansätze

von Dr. Martin Brandtner-Hafner (FRACTURE ANALYTICS)

Klebdichtstoffe für die Befestigung von Strukturverglasungen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der modernen Architektur. Sie garantieren einerseits Sicherheit und erlauben durch die Verbindung von Glas und anderen Materialien stabile und ästhetische Fassaden. Die hohen Anforderungen an diese Klebstoffe spiegeln sich sowohl in ihrem hohen Preis als auch in den strengen Zulassungsverfahren wider, wobei nur eine begrenzte Anzahl von Produkten und Lieferanten die vorgegebenen Standards für den Einsatz vor Ort erfüllt. Diese Klebstoffe bestehen i.d.R. aus speziell formulierten 2K-Silikonen, die den hohen Leistungskriterien gerecht werden. Eine Analyse der von Zertifizierungsstellen verwendeten Prüfmethoden offenbart jedoch, dass diese Ansätze häufig veraltet und zu einfach sind. Die aktuellen Bewertungsstandards basieren weitgehend auf traditionellen Tests, wie dem H-Zugprobentest, und manuellen Schältests, deren Ergebnisse oft nur visuell beurteilt werden.

Obwohl diese Methoden standardisiert sind, berücksichtigen sie keine modernen Techniken der Bruchanalyse, wie sie mit der MCT-Methode angewendet werden.
Diese Lücke in der Prüfmethodik hat zu einer neuen Studie geführt, die Klebdichtstoffe für Strukturverglasungen unter Verwendung fortschrittlicher Bruchanalysen bewertet. Die Studie zielt darauf ab, die Einschränkungen der derzeitigen Praxis aufzuzeigen und Alternativen zu erforschen. Ziel ist ein neuer Maßstab für die Sicherheitsbewertung von Klebstoffen in Strukturverglasungen.

Bewährte Prüfmethoden mit Einschränkungen
Klebdichtstoffe im Bereich Strukturverglasung sind entscheidend für Bauanwendungen, bei denen hochbelastbare Verbindungen erforderlich sind, wie z.B. die Befes­tigung von Glas an Gebäudefassaden. Diese Klebstoffe werden i.d.R. mit standardisierten Methoden bewertet, die überwiegend auf veralteten Testverfahren beruhen. So werden Zug- und Schertests, wie sie in ASTM C1265-06 [1] oder ISO 8339 [2] beschrieben sind, häufig eingesetzt, um die statische Festigkeit von Klebdichtstoffen im Bereich Strukturverglasung zu beurteilen. Ergänzend zu diesen Zugtests kommen Verfahren wie beschleunigte Alterungstests zum Einsatz, um die Langzeitbeständigkeit der Klebstoffe gegenüber UV-Strahlung, Hitze und Feuchtigkeit zu evaluieren [3, 4, 5, 6, 7]. Diese weitverbreiteten traditionellen Testmethoden, die seit Jahrzehnten als Standard gelten, berücksichtigen nicht die komplexen Versagensmechanismen in der Grenzschicht der Klebverbindung. Dies hat zu einem zunehmenden Bedarf an fortschrittlicheren Testansätzen geführt, um die Betriebssicherheit von Klebdichtstoffen im Falle eines Schadens zu charakterisieren. Vor diesem Hintergrund strebt die aktuelle Forschung an, neue Testmethoden zu integrieren. So liefert z.B. die weiterentwickelte Bruchenergetik-Methode GF [8, 9, 10, 11, 12, 13] ein tiefergehendes Verständnis des Klebstoffverhaltens unter realistischen Belastungsbedingungen. Dieser Übergang zu umfassenderen Tests ist entscheidend, um die Sicherheit und Leistungsfähigkeit von Strukturverglasungssystemen über deren gesamte Lebensdauer hinweg zu gewährleisten.

Lösungspartner

FRACTURE ANALYTICS
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Zielgruppen

Qualitätssicherung