Demokratie und  Kunststoffrecycling

Kunststoffabfälle in der Biosphäre (Bild: [1])

31.10.2025 Demokratie und Kunststoffrecycling

Technische Auswirkungen wirtschaftspolitischer Bedingungen – ein Essay aus der beruflichen Praxis in Wirtschaftsunternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen

von Michael Bosse (Institut für Polymerwerkstoffe und Kunststofftechnik, TU Clausthal)

Wer Abfälle trennt und diese entweder in die Gelbe Tonne gibt oder für den Wertstoffhof fein säuberlich in die Bestandteile zerlegt, der erwartet auch, dass die Stoffe dem Recycling zugeführt werden. Aus dem Joghurtbecher soll wieder ein Joghurtbecher werden, Metallschrott und Glas werden eingeschmolzen und aus Holzabfällen wird eine Recycling-Spanplatte, so die Vorstellung. Das spart Rohstoffe und ist weniger energieaufwändig als die Herstellung von Neuware. Doch gerade bei den Kunststoffen, die durch ihre massenhafte Verbreitung auf der gesamten Erde Segen und Fluch zugleich sind, erweist sich das Recycling als ebenso schwierig wie notwendig. Und das liegt nicht nur an der Chemie, sondern auch an der Demokratie, denn das, was die Demokratie der Wirtschaft erlauben, ist nicht immer auch so gut fürs Recycling (Bild 1).

Laut Europäischer Kommission entstehen in Europa jährlich Kunststoffabfälle in Höhe von rd. 25,8 Mio. t. Davon werden derzeit weniger als 30% für das Recycling gesammelt und noch wesentlich weniger „werkstofflich recycelt“. Sehr große Mengen von Kunststoffabfällen gelangen aus verschiedensten Quellen in die Biosphäre und verursachen erhebliche wirtschaftliche und ökologische Schäden. Weltweit wird der Anteil von Kunststoffen an den Abfällen im Meer auf > 80% geschätzt. Mit der politischen Strategie „EU Green Deal“ soll nach Vorstellung der Europäischen Kommission die Grundlage einer Umgestaltung für eine neue Kunststoffwirtschaft geschaffen werden. Künftig soll sowohl beim Design als auch bei der Herstellung von Produkten aus Kunststoff den Erfordernissen in Bezug auf Wiederverwendung, Reparatur und hochwertiges Recycling (also „werkstofflich“) Rechnung getragen sowie nachhaltigere Materialien entwickelt und gefördert werden (Bild 2). Gleichzeitig soll der Markt für recycelte Kunststoffe so umgestaltet werden, dass er transparent und attraktiv wird – preislich wie werkstofflich. Das gilt in erster Linie für Verpackungsmaterialien, aber ebenso für die Automobilindustrie und den Sektor Baumaterialien [3].

Literatur
[1] https://www.br.de/nachrichten/wissen/so-liesse-sich-die-grosse-flut-an-plastikmuell-bis-2040-eindaemmen,S5eq0J7, abgerufen am 12.02.2025

Lösungspartner

Institut für Polymerwerkstoffe und Kunststofftechnik, TU Clausthal
Institut für Polymerwerkstoffe und Kunststofftechnik, TU Clausthal

 

Zielgruppen

Unternehmensleitung, Einkauf, Instandhaltung, Konstruktion & Entwicklung, Produktion & Fertigung, Qualitätssicherung, Vertrieb