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18.11.2025 „Best of Both“
So könnte man die Kombination oder besser die kombinierte Anwendung zweier Verbindungstechniken zusammenfassen.
Das Punktschweißkleben ist ein bekanntes Beispiel. Dabei werden z.B. gebördelte Metallnähte geklebt und gepunktet. Das Kleben bringt die Festigkeit über die Fläche und dichtet die Bauteile zueinander ab, das Punkten (das Punktschweißen) ergibt initiale Handlingfestigkeit und hohe Festigkeiten an den gepunkteten Stellen. In der Kombination ergeben sich daraus z.B. Längsträger, die sich im Crashfall definiert verformen und so zur Sicherheit der Passagiere beitragen – „Best of Both“ im wahrsten Sinne des Wortes.
Vor Kurzem ist mir ein anderes Beispiel für den kombinierten Einsatz zweier Fügeverfahren untergekommen, Weld Mount, genannt. Das System wurde vor gut 20 Jahren in den USA entwickelt und wird dort mit „Adhesively Bonded Fasteners“, also als adhärent verbundene Befestigungselemente, beschrieben. Dabei werden mechanische Befestigungselemente aus Kunststoff oder Metall, wie Gewindebolzen, Rohrschellen, Kabelhalter, Muttern, Montageplatten usw., nicht geschweißt oder geschraubt, sondern mit einem Strukturklebstoff befestigt. Der Vorteil ist offenkundig: Die Befestigungselemente werden ohne Verletzung des Unter-grunds befestigt, was eine strukturelle Schwächung des Substrats, z.B. durch Bohren, vermeidet. Ein Wärmeeintrag, der beim Schweißen entsteht, wird vermieden und Korrosionsansätze werden weitgehend ausgeschlossen. Das sind die klassischen Vorteile des Klebens. Gleichzeitig erlauben die so befestigten Montageelemente eine ggf. erforderliche Demontage ebenfalls ohne Beschädigung des Untergrundes. Und Zeit spart man so auch noch – „Best of Both“!
Wie funktioniert das in der Praxis? In Wasserfahrzeugen sollen Kabel an der Außenwand befestigt werden – Bohren und Durchschrauben ist offenkundig keine gute Idee. Das Gleiche gilt für das Befestigen von Verankerungselementen, z.B. für eine Trennwand, an der Innenseite der Außenhaut – auch hier ist Bohren und Durchschrauben oder Nieten nur selten eine Option. Ein anderes Beispiel ist die Verklebung von Kabelkanälen an der Außenhaut von Wohnmobilen – durchschrauben? Eher nein – und das nicht nur aus ästhetischen Gründen oder Designüberlegungen.
Aber warum das Kabel, den Kabelkanal, die Trennwand – oder was auch immer –… nicht direkt auf die Wand kleben? Gerade im Fahrzeugbau müssen solche Elemente immer mal wieder für Reparaturen entfernt oder bei Umbauten versetzt werden. Bei hochfesten Klebungen könnte das schwierig werden, hier spielt die mechanische Verbindung Schrauben ihre Vorteile aus.
Dieses System ist für mich ein weiteres Beispiel für den kombinierten Einsatz von zwei Befestigungstechniken, bei dem die Vorteile beider Verbindungstechnologien genutzt werden und durch die Kombination Vorteile für Anwendende entstehen. Da heißt es dann nicht: „Kleben oder Schrauben“, sondern: „Erst Kleben und dann Schrauben.“

„Verbindungstechnologien stehen nicht immer in Konkurrenz. Es gibt genügend Beispiele, wo sie sich ergänzen.“ Thomas Stein, Inhaber, IMTS Interims Management

