
Während des Herstellungsprozesses musste das Referenzmaterial mit flüssigem Stickstoff gekühlt werden, um ein Überhitzen der Mühle zu vermeiden (Bild: BAM)
05.05.2025 Zertifiziertes PFAS-Referenzmaterial aus gebrauchter Outdoorbekleidung
Das Referenzmaterial für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS) in Outdoor-Textilien, das die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) entwickelt hat, dient dazu, die Verlässlichkeit von Analyseverfahren sicherzustellen, die den Gehalt bestimmter PFAS in Outdoor-Bekleidung ermitteln. Die Einhaltung von Grenzwerten für PFAS ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in eine Circular Economy.
Das Referenzmaterial BAM-B003 steht in zweifacher Hinsicht für Nachhaltigkeit: Nicht nur wurden für seine Herstellung alte, von Mitarbeitenden gespendete Outdoor-Kleidungsstücke verwendet. Das Referenzmaterial wird auch dabei helfen, Outdoor-Bekleidung in einen zirkulären Herstellungsprozess zu überführen. Denn um Textilien recyceln zu können, müssen Hersteller:innen genau wissen, ob die Ausgangsmaterialien mit Schadstoffen belastet sind und wenn ja, wie stark.
Die Kleiderspender:innen der BAM konnten auf Wunsch erfahren, ob und wie stark ihre Kleidung mit PFAS kontaminiert war. Der Aufruf ergab 42 Textilien, die auf PFAS getestet wurden. Für das Referenzmaterial wurden die Textilien zerkleinert, mehrfach gemahlen und zwischendurch mit flüssigem Stickstoff gekühlt, um die Mahlfähigkeit zu verbessern und ein Überhitzen der Mühle zu vermeiden. Damit sichergestellt ist, dass jede abgefüllte Flasche des Referenzmaterials tatsächlich dieselbe Menge PFAS enthält, wurde beim Durchmischen immer wieder auf Homogenität geprüft. Das Referenzmaterial beinhaltet 18 verschiedene PFAS. Für jede dieser Substanzen ist ihr genauer Gehalt im Zertifikat angegeben.
Labore, die Outdoor-Bekleidung auf die Überschreitung von PFAS-Grenzwerten testen, können das neue Referenzmaterial nutzen, um zu prüfen, ob ihre Analysemethoden korrekte Werte liefern. Die PFAS-Gehalte im Referenzmaterial sind genau ermittelt und anschließend zertifiziert worden. Kommt das Labor bei seiner Analyse des Referenzmaterials also auf dieselben PFAS-Gehalte, bedeutet das, dass es verlässliche Ergebnisse liefert. BAM-B003 ist eines der wenigen PFAS-Referenzmaterialien auf dem Markt, die nach ISO 17034 zertifiziert sind und damit eine zuverlässige Referenzgröße für Labore darstellen.
Das Referenzmaterial ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in eine zirkuläre Wirtschaft. Laut EU-Kommission ist der europäische Textilverbrauch die viertgrößte Ursache für Umweltbelastung und Klimawandel – nach Lebensmittelproduktion, Wohnen und Mobilität. Textilien stellen deswegen einen von sieben Bereichen der DIN-Normungsroadmap „Circular Economy“ dar. Referenzmaterialien für die PFAS-Analytik werden dringend benötigt, denn es wurden in Deutschland und Europa zwar eine Reihe von Vorschriften für die Begrenzung von PFAS aktualisiert – z.B. die Trinkwasser-Verordnung, die Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung oder EU-Standards für Kontaminanten in Textilien. Doch um deren Einhaltung sicherzustellen, müssen Labore garantieren können, dass ihre Ergebnisse auch stimmen. Dafür braucht man zertifizierte Referenzmaterialien.
Referenzmaterialien an der BAM