
(Bild: AdobeStock_Елена Дигилевич)
09.09.2025 Wer kennt ihn nicht, den Hit „Mit freundlichen Grüßen“ der Fantastischen Vier,
bei dem durch eine mehr oder weniger sinnfreie Aneinanderreihung von Abkürzungen als Liedtext die Unsitte der Nutzung von Akronymen ins Lächerliche gezogen wird.
Nun denn, fügen wir der langen Liste eine weitere Abkürzung hinzu: „TCB“. Nie gehört? Kunststück, die Abkürzung ist eben entstanden und steht für „Total Cost of Bonding“, in Anlehnung an das zumindest in Supply-Chain-Kreisen bekannte TCO, das für „Total Cost of Ownership“ steht – und ja, es gibt Paralellen. So, wie der Preis eines Gutes noch lange nicht für die gesamten Beschaffungskosten steht, so steht der Preis des Klebstoffs nicht wirklich für die gesamten Kosten des Klebprozesses oder einer spezifischen Klebanwendung. Oft steht aber genau der im Fokus der Betrachtung. Ein Beispiel für die Relativität des Klebstoffpreises: Der Klebstoff kommt aus UK oder den USA oder aus der PRC (Peoples Republic of China) – wenn wir schon bei Abkürzungen sind – dann sind Währungsparitäten, Importkosten und Zölle sowie teilweise erhebliche Transportkosten zu berücksichtigen, also einzukalkulieren. Das ist der Gedanke von Total Cost of Ownership: die Betrachtung der gesamten Beschaffungskosten, kurz: bis das benötigte Material im Lager bereit zur Verarbeitung eingetroffen ist.
Ein Beispiel für Total Cost of Bonding gefällig? Gerne – ein preislich sehr günstiger Klebstoff setzt die Verwendung eines Primers voraus. Im Sinne von Total Cost of Bonding, also der ganzheitlichen Betrachtung der Kosten für eine Klebung, sind hier die Kosten für den Primer an sich und die Kosten für dessen Auftrag (Material, Applikator und Lohnkosten, inkl. Warte- und Ablüftzeiten) zusätzlich zum Preis des Klebstoffs zu berücksichtigen. Die Risiken bei Fehlanwendung des Primers seien hier einmal vernachlässigt. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass viele Unternehmen überrascht bis erschrocken sind, wie schnell die Rechnung dann kippt und der teurere Klebstoff, der primerlos verwendet werden kann, die kostengünstigere Gesamtlösung ist – TCB eben.
Ähnliches gilt für das eingesetzte Personal: Ist dieses durch eine geeignete Aus- und Weiterbildung für die angedachte Anwendung qualifiziert, weiß es, was es tut, und dann wird die Ausführung nicht nur sicherer und dauerhaft sein, sondern auch kostengünstiger. Denn schlecht geklebt, heißt mindestens zweimal geklebt. Oft auch mehr als zweimal – und das kostet Geld und muss also in die TCB-Betrachtung eingehen, ebenso wie selbstverständlich auch die Kosten für die Qualifizierungsmaßnahmen. Der einseitige Blick auf den Materialpreis in €/kg führt auf keinen Fall zur ganzheitlichen Betrachtung.
Und die Ausführung der Klebung an sich ist natürlich ebenfalls ein Kostenfaktor – kein Handwerker würde billiges Werkzeug benutzen, denn er ist sich bewusst, dass die Zeit der eigentlich entscheidende Kostenfaktor ist. Nein, er wird zu einem Werkzeug greifen – und Verarbeitungs- oder Austragsgeräte für Klebstoffe sind Werkzeuge – das seine Einsatzzeit reduziert und zugleich einen sicheren Auftrag sicherstellt.
Deshalb meine dringende Bitte an alle, die professionell kleben: Betrachten Sie Ihre Anwendungen bitte einmal unter dem Aspekt von Total Cost of Bonding, d.h. beziehen Sie alle relevanten Kosten mit ein. Beginnen Sie bei der Beschaffung, bedenken Sie die Details der Anwendung, der Ausführung und beziehen die Ausführenden mit ein: Ich bin sicher, dass Sie sich von so manchem „Das-haben-wir-schon-immer-so-gemacht-Prozess“ verabschieden werden.

„TCB – Auch wer Akronyme nicht mag, beim Kleben sollte er sich mit diesem beschäftigen.“ Thomas Stein, Inhaber, IMTS Interims Management