
(Bild: AdobeStock_M.Dörr & M.Frommherz)
09.09.2025 Tapetenwechsel – wie kann bzw. sollte er aussehen?
Ein Firmenumzug ist auf den ersten Blick lästig. Auf den zweiten Blick eröffnet er Chancen – denn der dazu ebenfalls notwendige „gedankliche Umzug“ ist weit mehr als der bloße räumliche Wechsel von A nach B. Er ist die Chance zu einem tiefgreifenden Transformationsprozess, der nahezu alle Bereiche eines Unternehmens betreffen kann, da viele Strukturen und Prozesse in Unternehmen organisch gewachsen sind, aber ihre Sinnhaftigkeit im Gesamtkontext oft gar nicht oder nur halbherzig hinterfragt wurde. Wie hilfreich dabei allein das „Ausmisten“ sein kann, habe ich in meinem letzten Kommentar ausgeführt. Aber was gehört sonst noch so zum „Tapetenwechsel“?
Neben der logistischen Leistung des eigentlichen Umzugs – vom Ein-, Verpacken der Unterlagen, des Mobiliars, der Lagerbestände, der Maschinen und Anlagen bis zur Inbetriebnahme neuer Lager- und Produktionsflächen – ist es vor allem die notwendige strategische Neuausrichtung, die diesen Schritt so bedeutend macht.
Neue Räumlichkeiten bedeuten neue Rahmenbedingungen und damit gleichermaßen Chancen und Herausforderungen. Prozesse müssen überprüft, teilweise neu gedacht und an die Gegebenheiten angepasst werden. Ein Blick von außen, etwa durch erfahrene Berater:innen, kann helfen, Betriebsabläufe zu optimieren und Altbewährtes mit frischen Ideen zu kombinieren. Die Unterstützung von Externen ist zu empfehlen – denn nur, weil man in neue Räumlichkeiten zieht, heißt das nicht, dass sich ein Tunnelblick im notwendigen Maße weitet. Gerade im Bereich der Lager- und Produktionslogistik, aber auch in der Administration, gilt es, effizientere Strukturen zu etablieren, ohne die notwendige Arbeitsfähigkeit zu verlieren. Die neuen Möglichkeiten, die sich hier bieten, muss man aber erstmal kennen – spezialisierte Berater liefern hier wertvolle Impulse.
Gleiches gilt für die Digitalisierung – in vielen deutschen Unternehmen ein Stiefkind mit Tradition, das auch z.T. an infrastrukturellen Gegebenheiten scheitert. Natürlich wurde der Stand der Technik bei der neuen Standortauswahl berücksichtigt. Doch Digitalisierung bedeutet nicht nur ein solides Glasfasernetz. Die Entwicklung der KI zeigt gerade viele Impulse für den betrieblichen Alltag auf. Die KI-Verordnung ist – unabhängig von einem Umzug – in Kraft und gibt viele Impulse, was Unternehmen zukünftig bei einer KI-gestützten Arbeitsweise berücksichtigen sollten. Das hat erstmal nichts mit einem Umzug zu tun, doch Umzüge geben Raum, Prozesse auch digital neu – mit oder ohne Hilfe von KI – zu denken. Außerdem ist das ganze Team auf Veränderung eingestellt. Veränderungsbereitschaft, Anpassungsfähigkeit der Mitarbeitenden sind ein Schlüsselfaktor für das erfolgreiche Gelingen des Standortwechsels und für eine zukunftssichere Ausrichtung des Unternehmens. Ihre Flexibilität, ihr Engagement und ihre Offenheit für neue Wege machen den Unterschied. Ein Umzug ist deshalb immer auch ein Test für die Unternehmenskultur. Er ist eine Chance, gemeinsam zu wachsen und er zeigt, wo nach dem räumlichen Wechsel noch Handlungsbedarf ist. Und so ist ein Firmenumzug kein Selbstzweck, sondern ein kraftvoller Hebel für Entwicklung und Zukunftssicherung eines Unternehmens. Wer ihn gut plant, offen kommuniziert und als ganzheitlichen Veränderungsprozess versteht, legt den Grundstein für nachhaltigen Erfolg.

„Wer beim Tapetenwechsel nicht sorgfältig und zu zimperlich ist, verpasst – in mehrfacher Hinsicht – Chancen.“ Karl-Friedrich Berger