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PFAS: Der Abschied  von „Allheilmitteln“

Der Einsatz von PTFE erfordert Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein – beides ist mehr denn je gefragt (Bild: IDT Industrie- und Dichtungstechnik GmbH)

09.09.2025 PFAS: Der Abschied von „Allheilmitteln“

Alternativen. Einschätzungen. Perspektiven.

von Jörg Skoda (IDT Industrie- und Dichtungstechnik GmbH)

Die Suche nach PFAS-Alternativen ist bei uns ein wichtiger Bestandteil der Forschung und Entwicklung – im Dialog mit Industriekunden, Lieferanten, Verbänden und im Arbeitskreis Technische Kunststoffe, der vom VCI begleitet wird.

Dort untersuchen wir mit Nachdruck die Bandbreite von PFAS-Alternativen. Ein Ersatz, der die gleiche Beständigkeit und dieselben mechanischen und thermischen Eigenschaften aufweist, ist nicht in Sicht. Und: PFAS-freies PTFE gibt es nicht. Die Konsequenz ist eine Lücke bei den hochleistungsfähigen Dichtungs­lösungen, die nicht durch bereits bekannte Alternativen, z.B. Graphit, Fasermaterialien oder Metall, geschlossen werden kann.

In der chemischen Industrie werden Dichtungen im Temperatureinsatz von 100 °C bis 200 °C verwendet. Einige Anwendende meinen jedoch, PE verwenden zu können. Bei diesem thermoplastischen Kunststoff ist die Einsatztemperatur allerdings auf 80 °C begrenzt, ein Einsatz somit nicht möglich.

Einige Medien, wie z.B. Schwefelsäure, benötigen einen beständigen Kunststoff. Hier ist derzeit kein Kunststoff bekannt, der als Ersatz bei den vorliegenden Betriebsparametern der Betreiber herangezogen werden kann.

In der Dichtungstechnik benötigen wir beständige und anpassungsfähige Kunststoffe. Schaut man z.B. auf PEEK, so ist zwar eine hohe Temperaturbeständigkeit gegeben, als Dichtungsmaterial ist PEEK jedoch viel zu hart, um den technischen Anforderungen zu genügen. Auch ist die universelle chemische Beständigkeit nicht gegeben: Im Kontakt mit Schwefelsäure löst sich der Kunststoff bereits bei Raumtemperatur vollständig auf.

Hinzu kommen grundsätzliche Fragestellungen, die über die Verarbeitungseigenschaften und die Leistungsfähigkeit von alternativen Werkstoffen unter Betriebsbedingungen weit hinausgehen: Wie steht es um die Verfügbarkeit und Lieferfähigkeit? Welche Prüf- und Testverfahren sind für Betreiber sinnvoll und notwendig? Welche kritischen Medien (z.B. HCl, H2SO4, H3PO4, HF) sind bei den Tests zu berücksichtigen? Und wie ist es möglich, eine allgemeingültige Freigabe für alle Betreiber zu erreichen?

Eine pragmatische Lösung ist, sich die Frage zu stellen: An welchen Stellen im Betrieb können PTFE-Dichtungen durch PFAS-freie Alternativen ersetzt werden? So könnten Industrieanlagen durchaus mit verschiedenen Dichtungen betrieben werden. Dies setzt allerdings voraus, dass die Betriebsparameter einzelner Anlagenkomponenten in umfangreichen Tests ermittelt werden, um die Einsatzmöglichkeiten von Alternativen prüfen zu können. Vielleicht könnten über diesen Weg ein Viertel aller PFAS-haltigen Dichtungen gegen Alternativen getauscht werden.

Anwendenden raten wir, einen kühlen Kopf zu bewahren. Denn belastbare Antworten auf PFAS-Alternativen im Rahmen des ursprünglichen ECHA-Zeitplans zu finden, der bereits 2025 zu einem finalen Vorschlag an die EU-Kommission führen sollte, ist illusorisch.

Jörg Skoda, Leiter Anwendungstechnik, IDT Industrie- und Dichtungstechnik GmbH
„Worum geht es letztendlich? Darum, PFAS dort zu ersetzen, wo es technisch machbar ist. Sie zurückzuführen, wo dies möglich ist. Und sie zu nutzen, wo sie unersetzbar bleiben.“ Jörg Skoda, Leiter Anwendungstechnik, IDT Industrie- und Dichtungstechnik GmbH

Lösungspartner

IDT Industrie- und Dichtungstechnik GmbH
IDT Industrie- und Dichtungstechnik GmbH

 

Zielgruppen

Einkauf, Instandhaltung, Konstruktion & Entwicklung, Produktion & Fertigung, Qualitätssicherung, Unternehmensleitung, Vertrieb