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PFAS: Der Abschied  von „Allheilmitteln“

Dichtungen aus HNBR sind häufiger eine Alternative, wenn die Rahmenbedingungen passen (Bild: C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG)

09.09.2025 PFAS: Der Abschied von „Allheilmitteln“

Alternativen. Einschätzungen. Perspektiven.

von Dipl.-Ing. (FH) Michael Krüger (C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG)

Der Suche nach Alternativen zu den Werkstoffen, die PFAS in der Rezeptur enthalten, räumen wir eine sehr hohe Priorität ein.

Hierzu werden u.a Gespräche mit Polymerherstellern geführt, die PFAS-freie Polymere im Portfolio haben, um mögliche geeignete Alternativen für bestimmte Anwendungen identifizieren zu können. Schon heute setzen wir eine Vielzahl elastomerer Dichtungswerkstoffe ein, denen rezepturbedingt keine PFAS-Substanzen hinzugefügt werden. Dazu gehören z.B. Werkstoffe auf Basis von EPDM, die teilweise Freigaben für die Bereiche Lebensmittel, Pharma und Trinkwasser haben. Ebenso Werkstoffe auf Basis von Silikon (VMQ) mit Freigaben im Lebensmittel- und Pharmabereich sowie in unterschiedlichen Härten und Farben. Des Weiteren Werkstoffe auf der Basis NBR, HNBR und CR. Darüber hinaus beteiligen wir uns an einem Forschungsvorhaben, in dem es darum geht,
PFAS-freie Alternativen für den Markt zu erforschen, die in der Anwendung dann eine ähnlich gute Performance aufweisen wie die derzeit noch verwendeten PFAS-haltigen Fluorwerkstoffe.

Dies alles darf aber nicht darüber hinweg - täuschen, dass es grundsätzlich schwierig ist, alternative Werkstoffe, denen keine PFAS-haltigen Substanzen hinzugefügt werden, zu finden, die die gleiche Performance aufweisen, wie die derzeit in Verwendung befindlichen PFAS-haltigen. Eine wesentliche Anforderung an die Werkstoffe ist z.B. die Beständigkeit gegenüber hohen Temperaturen, die teilweise mehr als 200 °C betragen. Hier haben wir einen Hochtemperatur-Silikonwerkstoff entwickelt, der dauerhaft bei 250 °C eingesetzt werden kann, kurzfristig in Spitzen bis zu 300 °C. Dadurch können spezielle An-wendungen, bei denen bisher fluorhaltige Elastomere auf Basis von FKM oder sogar FFKM eingesetzt wurden, durch diese PFAS-freie Alternative ersetzt werden. Ein Beispiel für einen derartigen Einsatzbereich ist die Verwendung von O-Ringen in einem Kompressor/Verdichter, bei dem die zu verdichtende Luft auf Temperaturen von bis zu 230 °C erwärmt wird. Ein weiteres Beispiel ist die Verwendung von Werkstoffen auf Basis HNBR in nassen Zylinderlaufbuchsen. Hier spielt neben der erhöhten Temperatur auch die Beständigkeit gegenüber Heißwasser bzw. Wasserdampf und Mineralölen eine wichtige Rolle. Speziell aufgebaute HNBR-Compounds, die sich derzeit bei uns in der Entwicklung befinden, können hier eine gute Alternative sein und die derzeit eingesetzten FKM-Werkstoffe mit einer guten Performance ersetzen.

Trotz der vielen Entwicklungen merken auch wir die Verunsicherung im Markt. Aktuell sehen wir bei Projekten zwei Tendenzen: Es gibt bereits einige Kunden, die unabhängig vom Ausgang des PFAS-Beschränkungsverfahrens grundsätzlich nur noch PFAS-freie Werkstoffe verwenden wollen. Hier versuchen wir dann geeignete Alternativen zu finden, die dann ggf. aber eine schlechtere Performance aufweisen. In anderen Fällen ist es schlicht und ergreifend gar nicht möglich, einen alternativen PFAS-freien Werkstoff zu verwenden, da entweder hohe Temperaturen, die chemische Beständigkeit oder eine Kombination aus beiden nur fluorhaltige Werkstoffe möglich machen. Bei anderen Kunden versuchen wir die Verunsicherung dahingehend ein Stück weit zu nehmen, indem wir darauf hinweisen, dass eine Beschränkung der Fluorpolymere, die ja die Basis für FKM- oder FEPM-Werkstoffe sind, nach aktuellem Stand nicht erfolgen wird. Fluorpolymere können als Polymere of Low Concern (PLC) angesehen werden, die für Mensch und Umwelt keine Gefahr darstellen. So haben alle bekannten Fluorpolymerhersteller ihr Produktionsverfahren so angepasst bzw. sind derzeit dabei, dass keine

PFAS-haltigen Emulgatoren bzw. Tenside zur Herstellung mehr verwendet werden müssen. Bei diesen Tensiden handelt es sich in der Tat um problematische PFAS-Substanzen, die eine Gefährdung sind und deshalb zu Recht beschränkt werden sollten. Durch Substitution dieser bedenklichen Substanzen durch unkritischere bei der Herstellung können die Gefahren durch eine Kontamination von Luft und Boden erheblich reduziert werden.

Michael Krüger, Leitung Operative  Anwendungstechnik, C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG
„Ein offener und transparenter Austausch mit Kunden über das Beschränkungsverfahren und darüber, was man als Lieferant von Dichtungswerkstoffen zukünftig plant und durchführen möchte, ist anzuraten.“ Michael Krüger, Leitung Operative Anwendungstechnik, C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG

Lösungspartner

C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG

Zielgruppen

Einkauf, Instandhaltung, Konstruktion & Entwicklung, Produktion & Fertigung, Qualitätssicherung, Unternehmensleitung, Vertrieb