
O-Ringe – zunehmend aus PFAS-freien Materialien (Bild: Angst+Pfister Group)
09.09.2025 PFAS: Der Abschied von „Allheilmitteln“
Alternativen. Einschätzungen. Perspektiven.
Mit Bekanntwerden des Beschränkungsvorschlages gerieten die nicht-fluorierten Werkstoffe verstärkt in den Fokus des Kundeninteresses. Bei uns wird die PFAS-Thematik aufgrund ihrer Bedeutung durch eine multidisziplinäre Arbeitsgruppe unter direkter Führung des Vorstandes koordiniert.
Bei uns wird die PFAS-Thematik aufgrund ihrer Bedeutung durch eine multidisziplinäre Arbeitsgruppe unter direkter Führung des Vorstandes koordiniert. Wirkliche „Alternativen“ im Sinne eines identischen Eigenschaftsbildes gibt es nicht, da die Kohlenstoff-Fluor-Bindung die stärkste uns bekannte Bindung darstellt. Aus diesem Dilemma heraus beraten wir unsere Kunden ganzheitlich und suchen passende Werkstoffe für die Anwendungen der Kunden. Es ist offensichtlich, dass gemäß obigem Zielkonflikt fluorfreie Ersatzstoffe nur eine reduzierte Beständigkeit besitzen können, welche aber für die Anwendungen des Kunden noch völlig ausreichend sein kann. Auch die Werkstoffentwicklung – eine unserer zentralen Kernkompetenzen – ist in diesem Zusammenhang als gezielte Maßnahme zu verstehen, um Werkstoffe bereitzustellen, die den spezifischen Anforderungen gerecht werden. In diesem Zuge haben wir unser Portfolio gezielt erweitert und neue Werkstoffe entwickelt, u.a. einen hochreinen HNBR. Unsere Vorlieferanten stellen derzeit ihre Produktionsprozesse für FKM-Werkstoffe um, um Fluorpolymere künftig ohne den Einsatz von Fluortensiden herzustellen. Wir passen unsere bewährten Werkstoffe entsprechend an und freuen uns, dass dies weitgehend ohne signifikante Änderungen der Materialeigenschaften möglich ist.
Je nach kundenspezifischem Anwendungsbereich kommen heute unterschiedliche Werkstoffe, wie z.B. PERTEC UP HNBR 75.502-01, eine spezielle Entwicklung vor dem Hintergrund der PFAS-Thematik, oder HITEC® DW EPDM 70.503-00 zum Einsatz. Für Einsatzbereiche mit Lebensmittelkontakt empfehlen wir je nach Medien unsere Werkstoffe PERTEC® UP EPDM 70.503-04 oder PERTEC® UP VMQ 70.501-01, von denen härtere und weichere Versionen verfügbar sind. Darüber hinaus sind PERTEC® CIP FKM 75.501-04 und PERTEC® UP FKM 70.501-07 als NFS-Versionen (Non-Fluoro-Surfactant) verfügbar, welche die Nutzung gefährlicher Fluortenside vermeiden. Eine große Nachfrage gibt es derzeit nach PERTEC UP HNBR 75.502-01, der als hochreiner Werkstoff die geringste Migrationsneigung nach den national unterschiedlichsten Verfahren zeigt. Auch unsere Premium-Werkstoffe auf EPDM- und VMQ-Basis erfreuen sich großer Beliebtheit. Die weniger stark regulierten Industriekunden scheinen aus unserer Sicht derzeit eher abzuwarten und weiterhin auf die altbewährten FKM zu setzen, aber auch diese Materialien werden im Laufe der nächsten Zeit auf fluortensid-freie Typen umgestellt werden.
Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung wird deutlich, dass sich anstehende Projekte trotz bestehender Unsicherheiten nicht beliebig aufschieben lassen. Daher macht es Sinn, die früher verfolgten Ansätze zu hinterfragen. So hätte man früher z.B. einen Sensor, ein Ventil oder eine andere Komponente mit Fluorpolymeren für „fast alles“ ausgerüstet und Produktlinien vereinheitlicht. Heute macht es Sinn, diese in eine potenziell von PFAS-Beschränkungen betroffene Produktlinie und eine, die ohne PFAS auskommt, aufzuteilen. Natürlich sinken dabei die Stückzahlen und der Aufwand steigt. Aber da heute keiner die möglichen Regeln und Ausnahmen kennen kann, ist dies ein Schritt zur Risikominimierung.

„Neue Materialien und Konzepte zur Risikominimierung bewähren sich derzeit.“ Christian Geubert, Product Leader Sealing Materials, Angst + Pfister Group