
Standard-AEM vs. Hochtemperatur-AEM, Druckverformungsrest bei 175 °C (Bild: Parker Hannifin Manufacturing Germany GmbH & Co KG, Prädifa Technology Division)
09.09.2025 PFAS: Der Abschied von „Allheilmitteln“
Alternativen. Einschätzungen. Perspektiven.
Aufgrund der zunehmenden Regulierung von PFAS in verschiedenen Ländern steigt die Nachfrage nach Alternativen zu Fluorpolymeren kontinuierlich. Vor diesem Hintergrund nimmt die Suche nach geeigneten Ersatzmaterialien bei uns eine zentrale Rolle ein.
Gleichzeitig warnen wir vor überstürzten Materialumstellungen. Im Rahmen der aktuellen Regulierungsvorhaben, z.B. durch die ECHA, wurde deutlich, dass nicht für alle Anwendungen geeignete Alternativen zu Fluorpolymeren verfügbar sind. Die detaillierte Bewertung der unterschiedlichen Einsatzgebiete ist daher weiterhin erforderlich.Gemeinsam mit unseren Kunden haben wir verschiedene Anwendungen analysiert. Für Fälle, in denen der Einsatz von FKM unverzichtbar ist, haben wir unser FKM-Portfolio auf Polymere umgestellt, die ohne fluorierte Polymerisationshilfsmittel (niedermolekulare PFAS) hergestellt werden.
Durch den Verzicht auf diese schädlichen PFAS-Gruppen sind unsere FKM-Produkte im Vergleich zu den ursprünglichen Varianten umweltfreundlicher.
In einigen Fällen konnten wir erfreulicherweise FKM-Alternativen identifizieren. So sind etwa für Kraftstoffanwendungen Dichtungswerkstoffe aus HNBR bis zu einer Temperatur von 150 °C geeignet. Für diesen Einsatzbereich haben wir mit dem Werkstoff N8505 einen HNBR mit reduzierter Quellung entwickelt. Dieser Werkstoff ist jedoch bei Tieftemperaturanwendungen nur begrenzt einsetzbar (TR10 = -16 °C). Kälteflexiblere HNBR-Typen, wie z.B. N8895, weisen hingegen eine deutlich geringere Kraftstoffbeständigkeit auf. Um dieses Dilemma zu lösen, untersuchen wir im Rahmen eines Kundenprojekts eine Zwei-Ring-Dichtungslösung. Dabei werden der kraftstoffkompatible HNBR N8505 und der tieftemperaturbeständige HNBR N8895 in einem Bauteil mit zwei O-Ringen kombiniert, um synergistisch die Vorteile beider Materialien zu nutzen.
In einem weiteren Projekt haben wir Alternativen für den Kontakt mit Motor- und Getriebeöl geprüft. Neben den genannten HNBR-Typen (Anwendungsbereich: -50 °C bis 150 °C) haben wir AEM als mögliche Alternative identifiziert. Im Vergleich zu den HNBR-Werkstoffen sind AEM-Materialien in einem breiteren Temperaturbereich (-50 °C bis 160 °C) einsetzbar und zudem preislich attraktiv. Zusätzlich konnten wir mit dem Werkstoff A8638 einen Hochtemperatur-AEM entwickeln, der sogar bei Temperaturen bis zu 170 °C verwendet werden kann und in Kürze kommerziell verfügbar sein wird.
Obwohl die genannten Alternativen in ausgewählten Anwendungen erfolgreich eingesetzt werden konnten, existiert bislang kein genereller 1:1-Ersatz für Fluorpolymere. Daher sollte bei der Suche nach PFAS-Alternativen jede Anwendung individuell geprüft werden. Zudem empfiehlt es sich, die bisherigen Spezifikationen kritisch zu hinterfragen, da diese häufig speziell für FKM ausgelegt sind.

„Ein Blick in die Spezifikationen eröffnet bei verschiedenen Projekten den Raum für Alternativen.“ Dr. Michael S. Holzwarth, Teamleiter Materialentwicklung, Parker Hannifin Manufacturing Germany GmbH & Co KG, Prädifa Technology Division