
(Bild: Adobestock_Natali Mis)
05.09.2025 Fakten sind nicht alles
Technikorientierte Menschen sind es gewohnt, faktenbasiert mit Technologien umzugehen. Verlassen Diskussionen die faktenbasierte Ebene – und das geschieht u.U. ganz schnell – geht es nicht mehr um Fakten, sondern um emotionsbasierte Themen wie z.B. Vertrauen.
Politik, Bürokratie und Öffentlichkeit haben darüber hinaus meist unterschiedliche Blickwinkel auf Technologie – geprägt durch ihren Kenntnisstand und/oder ihre aktuelle Agenda. Denn Technologien werden in der öffentlichen Wahrnehmung nicht nur anhand ihrer technischen Eigenschaften bewertet. Sie werden interpretiert, auch im sozialen, kulturellen und politischen Kontext. Diese Erkenntnis aus der „Techniksoziologie“ macht deutlich: Wie Technologie wahrgenommen wird, ist oft entscheidender als das, was sie technisch leistet. Das bedeutet auch, dass Technologien ein „gesellschaftliches Image“ entwickeln, das mit der Realität nichts mehr zu tun haben muss. Trotzdem beeinflusst diese Bewertung Akzeptanz, Förderung und Marktzugang. Der Umgang mit KI zeigt das deutlich: Zwischen Heilsversprechen und Bedrohungsszenarien liegen Welten.
Diese Ebenenverschiebung vom technisch-faktischen zum emotionsbasierten Umgang mit Technologie bleibt auf den ersten Blick oft unbemerkt, hat jedoch langfristig spürbare Auswirkungen. So sorgt z.B. die PFAS-Regulierung in der Dichtungstechnik für gravierende Veränderungen. Es ist zwar zu begrüßen, dass heute über den Einsatz von Fluorpolymeren in der Dichtungstechnik nachgedacht wird (Stichwort „Rethink“). Jedoch ein Verbot von Werkstoffen wie PTFE, FKM oder FFKM – ohne differenzierte Folgenabschätzung – würde für viele Technologien und Trends das „Aus“ bedeuten. Die teilweise populistische und faktenferne Berichterstattung ist symptomatisch für das Dilemma, in dem wir gerade stecken. In diesem Kontext geht es der Verbindungstechnik Kleben nicht besser: Obwohl sie eine Schlüsseltechnologie für das 21. Jahrhundert ist, wurde sie in Gesetzestexten pauschal als „Recycling-Feindlichkeit“ gelabelt. Das ist technologisch betrachtet weder korrekt noch nachvollziehbar. Trotzdem prägen solche Aussagen auch die fachlichen Diskussionen. Denn Gesetze und Regulierungen entstehen nicht im luftleeren Raum. Politische Entscheidungen zu Technologien wie PFAS oder zur Klebtechnik entstehen oft unter dem Druck öffentlicher Meinung. Regulierung folgt damit nicht immer der technischen Rationalität, sondern oft der kommunikativen Durchsetzbarkeit. Ob eine Technologie eingesetzt wird oder nicht – bzw. welche Weichen dafür gestellt werden –, hängt also nicht nur von ihrem Nutzwert oder ihrem „Enabling“-Potenzial ab, sondern auch von ihrem Image. Und genau hier liegt ein Problem: Ein Image ist eine diffuse, schwer greifbare, häufig emotionsbasierte Größe, die heute zusätzlich oft moralisch aufgeladen ist. Aussagen wie „Wir schützen die Umwelt – wer hier nicht mitzieht, hat die zentrale Herausforderung unserer Zeit nicht verstanden“ sind längst Bestandteil vieler gesellschaftlicher Debatten – auch im technischen Kontext. Ihr fachlicher Gehalt ist dabei nicht immer belastbar.
Technologische Imagekommunikation muss also heute als strategischer Faktor begriffen werden. Die technische Community überlässt das Framing von Technologien aber zu oft anderen Akteuren: NGOs, Medien, politischen Kampagnen. Dabei ist das technologische Image jedoch ein strategischer Erfolgsfaktor. Wer das Bild einer Technologie nicht mitgestaltet, wird hineingezeichnet. Entscheidend ist hier auch der Zeitpunkt, denn Imagekorrekturen sind komplex, teuer und langwierig. Sie gelingen am besten im Schulterschluss von Unternehmen, die Dichten.Kleben. Polymer-Lösungen einsetzen und anbieten, Verbänden und wissenschaftlichen Einrichtungen. Und die Erfahrungen zeigt: Nur gemeinsam lassen sich Technologie-Images formen und ggf. korrigieren.

„Technologie-Image ist ein strategisches Handlungsfeld. Wir müssen das offensiv angehen.“ Holger Best, Content Manager