Holger Best

Warum noch reden, wenn alles schon hundertmal gesagt oder angemerkt wurde? Ist doch langweilig und vertane Zeit. Und es ändert sich ja auch nichts. Diesen Eindruck konnte man bei der diesjährigen ISGATEC-UMFRAGE zum Dauerthema „mangelndes Anwenderwissen“ wieder kriegen. Das Fehlen wird auf klassisch hohem Niveau beklagt und was passiert? Recht wenig und Optimismus ist da wohl fehl am Platz. Natürlich arbeiten Unternehmen an ihrem Wissensmanagement und beziehen auch Anwender ein. Das funktioniert, aber immer nur unternehmensspezifisch und damit dementsprechend eingeschränkt. Auch wirkt sich bei diesem Thema die Dynamik des Arbeitsmarktesaus. Ob die Fachkräfte wirklich fehlen, sei dahingestellt, dass Fachleute wechseln – und damit ihr Wissen ist Fakt. Dies wirkt sich dann gravierend aus, wenn dieses Wissen Mangelware ist und fehlendes Wissen nicht zeitnah und ressourcenschonend erworben werden kann. So ist Fachwissen im Bereich DICHTEN KLEBEN POLYMER nicht ausreichend vorhanden und u.U. höchst flüchtig.
Im Frühjahr gab das Umweltbundesamt eine Studie zur Obsoleszenz heraus, in der auch die von Herstellern geplante Obsoleszenz ein Thema war. Ein Blick in verschiedene Foren von Einkaufsportalen genügt heute, um festzustellen, dass nicht wenige Kunden – allerdings produktabhängig – die geplante Obsoleszenz – also die absichtliche Verkürzung der Produktlebensdauer durch eine gezielte Designmanipulation – für eine Herstellerstrategie halten. Die Studie konnte das nicht bestätigen. Das ist eigentlich auch nicht verwunderlich, denn Obsoleszenz – geplant oder ungeplant – ist produktspezifisch durch verschiedene Variablen gekennzeichnet. So nutzen und verbrauchen unterschiedliche Menschen Produkte auch unterschiedlich.
Wir sind stolz auf unsere technische Innovationskraft. Unsere Maschinen, Anlagen, Fahrzeuge etc. sind in der ganzen Welt begehrt – von einigen unschönen aktuellen Ausnahmen abgesehen. Fortschritt ist uns wichtig. Unsere Wirtschaft und unser Denken ist getrieben von einem „schneller, höher, weiter, kleiner, leichter, automatisierter etc.“ und konsequent auf Wachstum getrimmt. Doch wo ist die Grenze dieses Wachstums, an der auch Entwicklungen im Bereich „Dichten, Kleben, Polymer“ nicht unerheblich beteiligt sind? Ok, die Frage ist nicht neu, denn über die Grenzen des Wachstums – und damit indirekt auch die Grenzen des Fortschritts – wird seit Mitte des letzten Jahrhunderts immer wieder quer durch alle Branchen diskutiert. Einen erkennbaren Masterplan als Ergebnis gibt es bis heute nicht. Wir entwickeln uns aktuell anscheinend im Spiel freier Kräfte, die wir teilweise noch nicht mal richtig kennen. Wachstums-Pessimisten und -Optimisten bemühen jeweils wohlfeile und vielfach zitierte Argumente. Sie aufzuzählen ist müssig, denn die meisten prognostizierten Folgen werden wir nicht mehr erleben. Vielleicht liegt darin ein Dilemma.
Immer kleiner, besser, leistungsfähiger –keine Frage, der Trend zu immer kleineren Bauteilen und Komponenten ist unaufhaltsam und auch nicht neu. In der KFZ-Industrie – insbesondere für neue Fahrzeugkonzepte wie E-Mobile oder Selbstfahrer, mit ihrem Mehr an Elektronik, Mechanik etc. damit aber auch zwangsweise mehr Gewicht und höherem Verbrauch sind Mikrobauteile und -komponenten angesichts der aktuellen und zukünftigen Verbrauchsgrenzwerte ein Muss. Dabei müssen wir uns wohl keine Gedanken machen, dass die benötigten Mikrobauteile nicht entwickelt werden könnten.
Was ist neu, wo ist die nächste Breakthrough-Application, welches ist das nächste Vermarktungs-Highlight? Heute top oder ein kurzer Aufreger und morgen schon vergessen. Wir leben heute in vielen Bereichen in einem „News-Durchlauferhitzer“, in dem uns langsam, aber sicher das Gehör für Zwischentöne abhanden kommt. Das ist schade, denn viele kleinere Weiterentwicklungen, die durchaus Kundennutzen bieten, fallen so schnell durch unser Wahrnehmungsraster.
Umweltschutz und Nachhaltigkeit werden in Deutschland seit Jahren als wichtige Werte definiert. Die Themen spiegeln sich in vielen Trends, u.a. unserer Energiewende oder Mobilität, wider. Und wie so oft sind dabei unsere Worte gewaltiger als unsere Taten. Das mag an der üblichen Interessens- und Meinungsvielfalt und dem daraus resultierenden Findungsprozess liegen – vielleicht liegt es aber auch primär an unserer wirtschaftlich geprägten Grundhaltung – der Kapitalismus lässt grüßen. Und das ist problematisch. Die Dichtungs- und Klebetechnik kann zu vielen Fragestellungen aus diesem Themenkomplex Lösungen anbieten und wird hier noch die nächsten Jahre intensiv gefordert werden. Doch setzen wir unsere State of Art-Lösungen zeitnah im Sinne von Umweltschutz und Nachhaltigkeit ein?
Beim Thema „E-Mobility“, einem aktuellen Megatrend, spiegeln sich viele dichtungsrelevante Themen des modernen Fahrzeugbaus wider: Downsizing, Leichtbau, neue Materialien, Elektromotoren, nachhaltige Batteriekonzepte etc. Mit der Frage nach neuen Antriebskonzepten – u.a. ausgelöst durch notwendige Klimaschutzziele und dem absehbaren Ende fossiler Brennstoffe steht damit automatisch die Mobilität, wie wir sie kennen, auf dem Prüfstand. Und heute ist klar, es wird sich einiges verändern (müssen). Denn egal, wie perfekt man ein E-Mobil baut, eine Option für unseren heutigen Langstrecken-Individualverkehr ist es nicht. Andere Antriebskonzepte wie die Brennstoffzelle bieten hier vielversprechendere Perspektiven – auch wenn sicher noch grundsätzliche Fragen zu klären sind. Die Antworten auf diese Fragen haben immer schnell eine dichtungstechnische Komponente. So ist etwa das Betanken von Brennstoffzellen-Fahrzeugen keineswegs trivial. Die Dichtungstechnik wird aber noch an vielen anderen Stellen gefordert. So sind z.B. viele abzudichtende Fahrzeugbaugruppen heute aus Gewichtsgründen aus Aluminium. Dieser Werkstoff verlangt oft nach neuen Dichtungslösungen, da Aluminium schon bei einfachen Tests wie z.B. dem Salzbadsprühnebel, mit üblichen Gummidichtungen reagiert und diese korrodieren und damit unbrauchbar werden. Die Fahrzeuge der Zukunft sind – unabhängig vom Antriebskonzept – dichtungstechnisch eine Herausforderung.
Industrie 4.0 ist derzeit ein Gegenwarts-, Zukunfts- oder völlig überflüssiges Thema – das liegt ganz im Auge des Betrachters. Auf jeden Fall ist Industrie 4.0 ein IT-Thema, denn es geht dabei um die vernetzte Nutzung von Daten für die unterschiedlichsten Aufgabenstellungen in Unternehmen und über Unternehmensgrenzen hinweg. Damit rückt notwendigerweise die IT-Sicherheit eines Unternehmens in den Blickpunkt des Interesses. Und um die steht es – wenn man Experten glauben darf – meist nicht besonders gut. Auch ist davon auszugehen, dass die Gefährdung für viele Unternehmen durch Industrie 4.0-Konzepte größer werden wird. Es wird einfach interessanter für Hacker mit den unterschiedlichsten Intentionen – und bisher „geschlossene Bereiche“ sind jetzt vernetzt und liegen damit im „Zugriff“.
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ hat auch im Bereich „Dichten, Kleben, Elastomer“ das Verfallsdatum schon längst überschritten. Bevor er aber gänzlich in der marketinggeprägten Belanglosigkeit verschwindet, lohnt es sich, noch einen letzten Blick auf den Begriff zu werfen. Laut Wikipedia ist „Nachhaltigkeit ein Handlungsprinzip zur Ressourcen-Nutzung, bei dem die Bewahrung der wesentlichen Eigenschaften, der Stabilität und der natürlichen Regenerationsfähigkeit des jeweiligen Systems im Vordergrund steht.“ Dieses Prinzip hat für unsere Wirtschaft und für unsere Zukunftsfähigkeit nicht an Bedeutung verloren. Insofern ist es problematisch, dass der Begriff „Nachhaltigkeit“ inzwischen einen negativen Touch hat und die Nachhaltigkeit in dem aktuellen Klima der Beliebigkeit gerade untergeht.
Die Meinungen dazu sind sicherlich unterschiedlich. Selbst verschiedenen Berufsgruppen sagt man eine unterschiedliche Sichtweise nach – Ingenieuren soll der respektvolle Umgang wichtig sein, manche Einkäufer finden das Thema eher überbewertet. Bevor dieser Begriff aber jetzt variantenreich interpretiert wird: „Respekt bezeichnet“ – laut Wikipedia – „eine Form der Wertschätzung, Aufmerksamkeit und Ehrerbietung gegenüber einem anderen Lebewesen (Respektsperson) oder einer Institution.“ Klingt sehr einfach, ist es aber oft nicht. Denn es ist ein Unterschied, ob man Respekt erwartet oder ihn erweist. Jeder sollte das bei sich mal hinterfragen und von Zeit zu Zeit reflektieren.
Eines der großen Themen ist derzeit Industrie 4.0 oder das „Internet der Dinge“. Ob Zukunft und Gegenwart unserer Industriegesellschaft, ob Status quo, Marketing-Hype oder Firlefanz – darüber wird – je nach Interessenslage – gerade z.T. leidenschaftlich diskutiert. Zwar betrifft das Thema primär Produktion, Fertigung, Instandhaltung etc. – doch es strahlt von hier in alle vernetzten Unternehmensbereiche aus. Im Kern ist Industrie 4.0 ein IT-Thema, denn es geht dabei um die vernetzte Nutzung von Daten für die unterschiedlichsten Aufgabenstellungen in Unternehmen und über Unternehmensgrenzen hinweg.
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