Vorbereitung auf die Zeit nach der PFAS-Regulierungnach der PFAS-Regulierung

Elastomerdichtungen, die sich permanent neuen Anforderungen anpassen (Bild: C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG)

08.09.2023 Vorbereitung auf die Zeit nach der PFAS-Regulierungnach der PFAS-Regulierung

Aspekte. Ansätze. Antworten.

von Henning Wrage (C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG)

Die PFAS-Regulierungen setzen die Dichtungs- und Polymer-Welt in Aufregung und führen zu ganz unterschiedlichen Bewertungen und Reaktionen. Die nachfolgenden Statements machen dabei eines ganz deutlich: Die Welt geht zwar nicht unter – hinter vielen Trends und Entwicklungen, die angestoßen wurden, stehen heute jedoch mehr Fragezeichen. Und eine ganze Branche arbeitet an Antworten.

Derzeit strebt die Europäische Union eine Beschränkung der PFAS-Stoffgruppe an, die frühestens 2025 in Kraft treten wird. Daher bereiten wir uns auf unterschiedliche Szenarien vor. Das angestrebte PFAS-Verbot ist aus unserer Sicht zwar gut gemeint, aber schlecht gemacht. Das liegt im Wesentlichen an der sehr undifferenzierten Betrachtung dieses wichtigen Themas. Wir als Unternehmen betrachten Umweltschutz nicht nur als werbliche Plattitüde, sondern sind sehr stark im Rahmen unserer Möglichkeiten engagiert. So sind auch wir dafür, dass bestimmte PFAS-Stoffe, die nachweislich gesundheitsschädlich und/oder umweltschädlich sind, eingeschränkt oder auch verboten werden. Aber das gilt eben nicht generell für alle PFAS-Stoffe. So hat die OECD – eine der bedeutendsten internationalen Organisationen für wirtschaftliche Entwicklung
und Zusammenarbeit, der 38 Staaten angehören – die von PFAS betroffenen Dichtungswerkstoffe, wie u.a. FKM, zu den Products bzw. Polymers of Low Concern eingestuft. Sie sind also nicht toxisch und für Mensch als auch Umwelt unbedenklich. Hinzu kommt in dem Regulierungsprozess, dass zwar PFAS-Stoffe bekanntermaßen persistent sind. Aber Persistenz ist – selbst laut der EU Chemikalienstrategie – per se kein Kriterium, um einen Stoff oder gar eine komplette Stoffgruppe zu verbieten. Im PFAS-Verfahren wird Toxizität und Persistenz aber gleichgestellt. Persistenz kann aber durchaus positiv bewertet werden. Auf Basis dieser Grundaussage ist es fraglich, ob rechtlich ein generelles PFAS-Verbot überhaupt durchsetzbar ist. Zudem passt die erst 2020 verabschiedete Europäische Chemikalienstrategie nicht zum jetzigen generell angestrebten PFAS-Verbot. Aktuell bewertet die ECHA die Kommentare der Unternehmen, Bürger und Organisationen und spricht eine Gesamtempfehlung aus. Dieser Vorschlag wird dann an die EU-Mitgliedstaaten zur Diskussion und Entscheidung übergeben. Wir warten also jetzt den nächsten Schritt mit der Empfehlung der ECHA ab und dann die Reaktion der politischen Seite. Wir hoffen dann, dass es in diesem Regulierungsprozess zu einer weitsichtigen und für alle Beteiligten verträglichen Lösung kommt. Betrachtet man die im schlimmsten Fall zu er-
wartenden Einschränkungen, gäbe es bei vielen Branchenapplikationen für Elastomerdichtungen derzeit keine gleichwertigen Alternativen zu PFAS. Von einem Verbot wären viele Anwendungen in der Chemischen Industrie und vielen anderen Branchen betroffen. Der VDMA hat kürzlich in einem Statement zum PFAS-Thema von: „PFAS-Regulierung oder Energiewende“ gesprochen. Das klingt zunächst einmal sehr plakativ und vielleicht auch eindimensional. Wenn man aber berücksichtigt, dass von den ca. 10.000 PFAS-Substanzen fast 60% hauptsächlich als fluorierte Gase, z.B. als Kältemittel in Wärmepumpen, zum Einsatz kommen, dann relativiert das die Aussage. Wenn wir dann im Dichtungsbereich den Einsatz der von PFAS betroffenen Elastomerdichtungen, wie FKM oder FFKM, anschauen, dann sprechen wir über ein Verbot des Einsatzes in Anwendungen für alternative Energien und damit ist die Aussage vom VDMA sehr real. Konkret betroffen wären hier u.a. Abdichtungen für Lithium-Batterien, Brennstoff- oder Elektrozellen. Diese werden derzeit mit fluorierten Elastomerwerkstoffen abgedichtet (z.B. FKM und FFKM). Aber diese „PFAS-Elastomerdichtungen“ sind derzeit nicht ersetzbar oder nur durch Werkstoffe mit deutlich schlechteren Werkstoffeigenschaften. Hier gibt es noch viele Beispiele. Sofern es Alternativen für die jeweiligen Anwendungen gibt, müssen sich Verbraucher – sei es die Industrie oder auch der Endkunde – auf z.T. drastisch kürzere Wartungsintervalle, Haltbarkeiten und schlussendlich auf unvermeidlich deutlich höhere (Endverbraucher-)Preise einstellen. Wir arbeiten bereits an Alternativen. Allerdings können die Alternativwerkstoffe i.d.R. nur einen Teilbereich der Performance substituieren – so z.B. Hochtemperaturbeständig-keit, aber nicht gleichzeitig die gleiche chemische Beständigkeit wie bisher. Bei Elastomerdichtungen gibt es derzeit keine gleichwertigen Alternativen zu den von der PFAS-Regulierung betroffen Werkstoffen.

Henning Wrage, Marketingleitung, C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG
Wir benötigen einen differenzierteren Umgang mit dem PFAS-Thema. Ein Komplettverbot geht deutlich zu weit, konterkariert die Europäische Chemikalienstrategie und verfehlt dabei das eigentliche Ziel. Wir erwarten hier seitens der ECHA und der politischen Entscheidungsträger eine deutliche Kurskorrektur. Henning Wrage, Marketingleitung, C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG

Lösungspartner

C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG
C. Otto Gehrckens GmbH & Co. KG

 

Zielgruppen

Einkauf, Instandhaltung, Konstruktion & Entwicklung, Produktion & Fertigung, Qualitätssicherung, Unternehmensleitung, Vertrieb